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Jg. 58 – 2010 – Heft 1: Landwirtschaft und Klima

Editorial

Dass die Landwirtschaft vom Wetter abhängt, ist ein Allgemeinplatz. Die Auswirkungen von Wetterextremen (Hagel, Stürme, Dauerfrost, Dürre, nasse Sommerwitterung) auf konjunkturelle Wechsellagen gehört seit den bahnbrechenden Arbeiten von Wilhelm Abel, Fernand Braudel und Emanuel LeRoy Ladurie zum festen Themenkanon der Agrargeschichte.1 Von solchen kurzfristigen Wetterphänomenen zu unterscheiden sind freilich mittelfristige Klimaschwankungen und langfristiger Klimawandel. Üblicherweise wird in der Historischen Klimatologie das Wetter als „Augenblickszustand der Atmosphäre“ von einer mehrere Wochen umfassenden Witterung und von einem auf mindestens 30 Jahre sich erstreckenden Klima unterschieden.2 Zudem wird von einem Klimaextrem gesprochen, wenn bei einem Witterungsphänomen das Zwei- oder Dreifache der Standardabweichung festgestellt wird. Mit  Klimaschwankung bezeichnet man eine überdurchschnittliche Abweichung, die aber nach einer bestimmten Zeit zum Ausgangswert zurückkehrt. Davon unterschieden wird schließlich eine Klimaänderung, die erst bei langfristig und einseitig ausgerichteten Trends diagnostiziert wird.

Inwieweit mittel- und langfristige Veränderungen des Klimas auf Ackerbau, Gartenwirtschaft und Viehhaltung einwirken, wie allmählicher oder rascher Wandel klimatischer Bedingungen die Spielräume für die Landwirtschaft verändern, und umgekehrt, wie die agrarischen Produktionsweisen ihrerseits das Klima beeinflussen, all das sind vergleichsweise neue Fragen, denen sich Agrarhistoriker erst unter dem Eindruck der globalen Erwärmung in der jüngeren Vergangenheit mit Nachdruck zugewandt haben.

Dabei gehört die Anpassung des Menschen an klimatische Bedingungen zu den Grundlagen jedweder Zivilisation. Der Mensch vermag durch sein Handeln – den Bau von dauerhaften Behausungen, Rodung und Ackerbau, Gerätenutzung und Informationsaustausch – den Einfluss des Klimas zu verringern und ihn sogar – man denke an Eindeichungen, Kanäle, Bewässerungsanlagen und Mühlen – für sich zu nutzen. Vermutlich wurde diese anthropogene Erweiterung agrarökonomischer Möglichkeiten in bestimmten geschichtlichen Phasen durch relativ stabile Klimaverhältnisse begünstigt. Dagegen scheinen die Phasen raschen Klimawandels durch die Häufung von Wetterextremen gekennzeichnet zu sein, wodurch die Landwirtschaft zumindest unter erhöhten Anpassungsdruck gerät. Den Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit der Beziehung zwischen Klimawandel und Landwirtschaft bilden die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Klimaforschung. Dabei handelt es sich um keine scharf abgegrenzte Disziplin, sondern um jene Teilgebiete der Meteorologie und der Geographie, die sich mit den physikalischen Erscheinungen der Lufthülle der Erde und ihrer Interaktion mit den Gegebenheiten der Erdoberfläche in Raum und Zeit befassen.3 Ihre Daten gewinnen sie einerseits aus aktueller Wetterbeobachtung, andererseits aus der Auswertung erdgeschichtlich rezenter „Überlieferung“, wie Sedimentschichten, Baumüberresten, die mit Hilfe der Dendrochronologie ausgewertet werden, und Bohrkernen aus Gletschern und Polarkappen, die als „Archive“ für zum Teil Jahrtausende zurückliegende Klimaentwicklungen dienen.

Die Geschichtswissenschaft trägt zur Klimaforschung maßgeblich bei, indem sie schriftliche und Bildquellen auswertet, die Aussagen über vergangenes Wettergeschehen enthalten. Dadurch werden die mit naturwissenschaftlichen Methoden gewonnenen Daten und Messergebnisse um weitere Angaben ergänzt, und vor allem in einen sinnhaften Zusammenhang gestellt. Betont sei jedoch, dass sich erst durch Auswertung historischer Quellen Erkenntnisse erzielen lassen, wie Wetter und Klima als gesellschaftliche Herausforderungen wahrgenommen und verarbeitet wurden. Wegen ihrer kategorial unterschiedlichen Methoden und Daten erfordert die interdisziplinäre Kooperation zwischen Klimaforschern und Historikern vielfältige „Übersetzungen“: In den menschlichen Artefakten sind grundsätzlich den Wetterphänomenen zugeschriebene Bedeutungen inkorporiert, was ihre Verwendung für naturwissenschaftliche Analysen erschwert. Umgekehrt sind den mit naturwissenschaftlichen Methoden ermittelten Daten die Auswirkungen des Klimas auf die menschliche Existenz nicht unmittelbar abzulesen.

Betrachtungen über den historischen Stellenwert des Klimas erfordern ein näheres Verständnis von den systemischen und dynamischen Eigenschaften von Klimakonstellationen, um ältere, aber bis heute in der Forschung virulente deterministische Klimavorstellungen hinter sich zu lassen. Diese Vorgehensweise eröffnet zum einen die Chance, konzeptionell nachvollziehbare Anknüpfungspunkte etwa zur Sozialgeschichte ländlicher Gesellschaften und zur Agrargeschichte zu finden, und sie erlaubt zum anderen die nötige kritische Distanz zu Befunden, etwa im Fall einer zufälligen zeitlichen Koinzidenz von ermittelten Klima- und Agrarphänomenen, die häufig ungeprüft auf kausale Zusammenhänge zurückgeführt werden. So ist bei der historischen Rekonstruktion von Klimawirkungen nach Christian Pfister folgende elementare Betrachtung zu beachten: „Klimawirkungen sind stets das Ergebnis eines Zusammenwirkens von Klima und Gesellschaft, sodass ein und dieselbe Klimakonstellation in verschiedenen Gesellschaften oder vergleichbare Klimakonstellationen zu verschiedenen Zeitpunkten in derselben Gesellschaft unterschiedliche Wirkungen hervorrufen können.“4 So stellt sich zum Beispiel die Frage, inwiefern Agrarinnovationen, die auf Vergrößerung oder Verbesserung der Tragfähigkeit der Landwirtschaft zielten, in einen klimahistorischen Kontext gestellt, sich als nachteilig erweisen können. Es ist nicht abschließend geklärt, wie die bewährten Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit auf veränderte  Klimaverhältnisse zu beziehen sind. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass auch vor dem Klima nicht alle Menschen gleich sind, sondern dass langfristiger Klimawandel und kurzfristiger Klimaanomalien neben vielen Verlierern auch Gewinner hervorbringen: Ganze Regionen bzw. soziale Gruppen können davon profitieren. So ist es aus historischer Perspektive auch keineswegs ausgemacht, ob der derzeit zu beobachtende rasche Klimawandel die Adaptionsfähigkeit der Landwirtschaft in den Gegenwartsgesellschaften grundsätzlich überfordert und unlösbare globale Ernährungskrisen heraufbeschwört, oder ob nicht neben dem  Klima weitere sozio-ökonomische und politische Faktoren ebenso maßgeblichen Einfluss auf die künftige Entwicklung haben.

Die Beiträge des vorliegenden Hefts stellen diese aktuelle Debatte in eine historische Perspektive. Der einleitende Beitrag von Werner Rösener fasst die Forschungen zusammen, die sich mit dem sogenannten „Klimaoptimum“ des Hochmittelalters und der allgemeinen Klima- und Agrarentwicklung der hoch- und spätmittelalterlichen Epoche befassen. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass Mittel- und Nordwesteuropa vom 11. bis 13. Jahrhundert eine Warmphase erlebten, die weitreichende Auswirkungen auf Bevölkerungszahl, Siedlungsdichte, Wirtschaft und Kultur der hochmittelalterlichen Gesellschaft hatte. Diese Erwärmung um etwa ein bis zwei Grad Celsius (im Vergleich zu den Durchschnittswerten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) war für die Agrarwirtschaft und die Ernährungslage der Bevölkerung von großer Bedeutung.

Sie bescherte dem nordwestlichen Europa vergleichsweise warme Sommer, milde Winter und ausgeglichene Niederschläge. In dieser Epoche wuchs die Bevölkerung rasch an, begleitet von einem intensiven Landesausbau: Wälder wurden bis in Mittelgebirgslagen hinein gerodet, um den Boden zu beackern; zahlreiche neue Siedlungen entstanden; die rasch wachsende Bevölkerung gründete neue Dörfer und die meisten noch heute bestehenden Städte. Anhand der Getreidewirtschaft und des Weinbaus verdeutlicht der Artikel exemplarisch, dass sich die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in Stadt und Land erheblich verbesserte, so dass selbst die um das Zwei- bis Dreifache gestiegene Bevölkerungszahl ausreichend ernährt werden konnte. Dieser erstaunliche Aufschwung wurde zweifellos klimatisch begünstigt, wobei das Klima nur einen Faktor unter mehreren bildete. Hinzu traten agrikulturelle Fortschritte und die demographische Expansion selbst, die insbesondere die bäuerliche Siedlungstätigkeit und die Kolonisation im Binnen- und Außenbereich vorantrieb.

Um das Jahr 1300 war freilich die Grenze der Expansion erreicht, ja überschritten, und es kam zu einem Rückgang der Bevölkerung, verbunden mit Wüstungen, das heißt dem Verlassen von Siedlungen und der deutlich extensiveren Nutzung von früherem Ackerland. Die aktuellen Arbeiten zu diesem seit langem erforschten Gegenstand zeigen, dass sich der Dialog von naturwissenschaftlicher und historischer Klimaforschung lohnt: Erst aufgrund interdisziplinärer Zusammenarbeit von geologischer und historisch-dermeneutischer Forschung ist deutlich geworden, dass die mittelalterliche Wüstungsperiode auch eine klimageschichtliche Seite hat. Zu diesem veränderten Bild hat vor allem die Arbeitsgruppe von Hans-Rudolf Bork über spätmittelalterliche Sedimentbildung beigetragen.5 Sie interpretiert den Befund außergewöhnlich starker diluvialer Ablagerungen in den mitteleuropäischen Fluss- und Tallagen als Ergebnis eines Zusammenspiels von menschengemachten und nicht-anthropogenen Umweltfaktoren, einerseits verursacht durch die dramatische Häufung von Wetterextremen im Spätmittelalter, andererseits durch die weitgehende Abholzung von erosionsanfälligen Hanglagen während des hochmittelalterlichen Siedlungsausbaus.

Die extremen Witterungslagen des 14. Jahrhunderts fallen in die Phase des Übergangs vom mittelalterlichen Klimaoptimum zur sogenannten „Kleinen Eiszeit“, die in etwa die Zeit von 1300 bis 1850 umfasst. Der Begriff wurde zunächst in den 1930er Jahren auf die stetige Zunahme von Gletscherzungen in dem angegebenen Zeitraum bezogen, für den zudem lange und kalte Winter kennzeichnend sind.6 Diese strengen Winter machten sich etwa in der Bildung einer geschlossenen, mehrere Zentimeter dicken Eisdecke auf großen Wasserflächen wie dem Bodensee bemerkbar, wobei eine über Monate hinweg andauernde Temperatur von 20 Grad unter Null vorauszusetzen ist; im Fall des Bodensees ist dieses Phänomen zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert ungefähr alle zwölf Jahre nachgewiesen worden.

Mit den Auswirkungen dieser Kaltphase der beginnenden Neuzeit beschäftigt sich der Beitrag von Manfred Jakubowski-Tiessen am Beispiel der dramatischen „Krise von 1570“. Innerhalb der „Kleinen Eiszeit“ gab es beträchtliche Klimaschwankungen und einige kürzere Phasen besonders ungünstiger Witterungsbedingungen, gekennzeichnet von ausgeprägten Klimaanomalien. Eine solche Phase extremer klimatischer Instabilität war die Zeit vom Ende der 1560er Jahre bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, aus der die „Krise von 1570“ noch einmal markant herausragte. Die Klimaverhältnisse zwischen 1560 und 1620 bildeten eine extreme Herausforderung für eine noch weitgehend agrarisch strukturierte Gesellschaft. Im Gefolge schwerer Missernten traten Teuerungs- und Hungerkrisen auf mit erheblichen Auswirkungen auf den Agrarsektor und die Gesamtwirtschaft. Durch die klimatischen Veränderungen wurden der Landwirtschaft  – und damit der gesamten Gesellschaft – Anpassungsleistungen abverlangt, die sie nur unter größten Schwierigkeiten erbringen konnten. Verelendung, wirtschaftliche Stagnation, Rückgang der Bevölkerung waren in weiten Teilen Europas die Folge.

Die bedeutenden mentalitätsgeschichtlichen Aspekte dieser Krise werden in dem Artikel nur knapp thematisiert, im Zentrum stehen die genuin landwirtschaftlichen Bewältigungsstrategien der Zeitgenossen und die polarisierenden Wirkungen auf die ländliche Sozialstruktur. Dass man die lange Epoche der „Kleinen Eiszeit“ jedoch nicht als eine Phase des allgemeinen Niedergangs interpretieren kann, wird durch den sich gleichzeitig vollziehenden rasanten Aufstieg Europas deutlich, der mit den Schlagworten Erschließung der Welt, Kommerzialisierung und Industrialisierung umrissen werden kann.

Angesichts der damit verbundenen Schrecken und Schwierigkeiten verbietet es sich, dies als eine Geschichte des Fortschritts zu schreiben. Und doch erkennt man die ausgeprägte Fähigkeit der alten europäischen Zivilisation zur Anpassung an veränderte und erschwerte Bedingungen. Wie weit diese agrarstrukturellen Adaptionsprozesse bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf regionaler Ebene vorangeschritten waren, führt der Beitrag von Tobias Huff zur Klimaanomalie des Jahres 1816 und ihren Folgen für die Provinz Rheinhessen vor Augen. In der auslaufenden Phase der „Kleinen Eiszeit“ verschlechterte sich das Klima erneut und führte in den Jahren von 1812 bis 1817 zu besonders schwierigen Witterungsbedingungen. Hier ragt das Jahr 1816 heraus, das von den Zeitgenossen als „Jahr ohne Sommer“ charakterisiert wurde. Im Jahr 1815 war in Indonesien der Vulkan Tambora mit einer gewaltigen Eruption  ausgebrochen, so dass Staub und Asche dieses Vulkans in der Stratosphäre bis nach Europa und Nordamerika gelangen konnten. Die Folge war ein extrem kühler und verregneter Sommer des Jahres 1816. Rheinhessen bildet nach Ansicht des Autors deshalb ein besonders lohnendes Untersuchungsgebiet, da es vor dieser Krise fast zwei Jahrzehnte lang unter französische Verwaltung gestanden hatte und dadurch im Vergleich zu benachbarten deutschen Gebieten über eine relativ moderne Agrarverfassung verfügte. Der Autor zeigt auf, wie die Bevölkerung, die landesherrliche Verwaltung und die publizistische Öffentlichkeit den Witterungsverlauf wahrnahmen und auf seine Folgen reagierten. Von besonderem Interesse ist dabei das Spannungsverhältnis zwischen ländlichen Nahrungsmittelproduzenten und städtischen Konsumenten, die ihren Lebensmittelbedarf zu Marktpreisen decken mussten. In diesem  Kontext werden statistische Daten ausgewertet, mit deren Hilfe demographische Auswirkungen beobachtet werden können. Ferner wird das Krisenmanagement der hessischen Regierung beleuchtet, die seit 1816 Rheinhessen unter hessisch-darmstädtische Verwaltung genommen hatte. Wie eine bislang nicht vorliegende Klimageschichte der Landwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert aussehen könnte, wird von Frank Uekötter im abschließenden Beitrag erörtert. Er vertritt die These, dass durch die Entwicklung kognitiver, technischer und ökonomischer Instrumente Wetter und Witterung im Agrarsektor zu vergleichweise beherrschbaren Einflussfaktoren geworden sind. Die Agrarwirtschaft – traditionell ein Opfer klimahistorischer Entwicklungen – sei mittlerweile eher in die Position eines Mitverursachers des aktuellen Klimawandels gerückt. Der hohe Energieeinsatz in den modernen Agrarbetrieben und die Treibhausgasemission, sowohl aus den stickstoffgedüngten Böden als auch aufgrund der intensiven Viehhaltung, gehören mittlerweile zu zentralen Themen der ökologischen Debatte. Der Beitrag hebt darauf ab, dass die Fluktuationen von Temperaturen und Niederschlagsmengen zwar weiterhin spürbare Auswirkungen auf die Ertragslage der Agrarbetriebe haben, dass die heutigen Landwirte jedoch über Reaktionsmöglichkeiten verfügen, die den Bauern des Mittelalters und der Frühen Neuzeit nicht zur Verfügung standen. Zu den wichtigsten Voraussetzungen eines „agrarischen Klimamanagements“ gehöre das Wissen um die künftige Entwicklung des Wetters, da es erlaube, mittels gezielter Maßnahmen negative Konsequenzen zu minimieren und positive Wetterentwicklungen gezielt zu nutzen. Zudem sei die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Wetter durch künstliche Bewässerung, witterungsbezogene Prognosen über Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten, verbesserte Techniken beim Pflanzenbau und neue Formen der Tierhaltung stark gemindert worden. Im 19. und 20. Jahrhundert verloren Witterungseinflüsse in der Tierhaltung sukzessive an Bedeutung, da die Haltung in Ställen zur Regel wurde.
Trotz dieser bedeutenden Veränderungen könne – so die abschließende  Einschätzung des Beitrags – von einem bewusst koordinierten Klimamanagement auch bei den Landwirten im späten 20. und beginnenden 21. Jahrhundert nicht die Rede sein. Möglicherweise wird die aktuelle Debatte um den anthropogenen Klimawandel eine Veränderung herbeiführen.

Stefan Brakensiek / Werner Rösener

 

Inhalt

Werner Rösener: Das Wärmeoptimum des Hochmittelalters. Beobachtungen zur Klima- und Agrarentwicklung des Hoch- und Spätmittelalters S. 13-30

Manfred Jakubowski-Tiessen: Die Auswirkungen der „Kleinen Eiszeit“ auf die Landwirt schaft: Die Krise von 1570  S. 31-50

Tobias Huff: „Jahr ohne Sommer“ – Die Klimaanomalie von 1816 und ihre Folgen für Rheinhessen S. 51-69

Frank Uekötter: Klima als Wille und Vorstellung. Perspektiven einer Klimageschichte der Landwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert  S. 70-89

Abstracts: S 90-91

FORUM
Frank Oberholzner: Von einer Strafe Gottes zu einem versicherbaren Risiko. Bemerkungen zum Wandel der Wahrnehmung von Hagelschlag in der Frühen Neuzeit, S. 92-101

Ankündigung: Mediennutzung in der ländlichen Gesellschaft. Medialisierung in historischer Perspektive (Fachtagung der Gesellschaft für Agrargeschichte am Freitag den 11. Juni 2010 im DLG-Haus in Frankfurt am Main), S. 102-103

Ankündigung: Rural History 2010: An international conference dedicated to rural economies and societies (Internationale Konferenz an der University of Sussex in Brighton vom 13. bis 16. September 2010), S. 104-105

Steffen Krieb / Christian Stadelmaier: Tagungsbericht: Adel und Bauern im Spannungsfeld der Gesellschaft des Hoch- und Spätmittelalters. Internationales
Kolloquium zum 65. Geburtstag von Werner Rösener, S. 106-110

REZENSIONEN S.111-146

Abstracts

 

Werner Rösener: The Medieval Climatic Optimum. Observations on the Development of Climate in the High and Late Middle Ages
The article summarizes the findings of historical studies dealing with the so-called “warm period” in Central Europe from the 11th to the 13th century. The increase of the mean temperature of about 1-2° C had significant effects on medieval agriculture, population, settlement, urban economy, and culture. Due to the improvements of agriculture the cereal production was sufficient to supply the rapidly growing rural and urban population. A number of surveys clarify that during that period the cultivation of wine was extended to northern and eastern regions of Europe far from its ancient origins. Together with some major improvements in agriculture, the climatic optimum of the high Middle Ages was responsible for the enormous progress in Europe at that time. The increase of the population particularly stimulated the peasants to found new  settlements, both in the traditionally populated regions and in colonized areas of Central Europe. In the 14th and 15th centuries this ascending motion ended whilst a period of climatic decline began, followed by the “Little Ice Age” of the early modern period.

 

Manfred Jakubowski-Tiessen: The Agricultural Impact of the „Little Ice Age“. The Crisis of 1570
During the period of the „Little Ice-Age“, several phases of extreme climatic volatility can be distinguished, such as the years 1569-1574, the so called “Crisis of 1570”. The essay investigates the impact of climate on society; it illustrates the nutritional consequences of crop failures on the population and analyses the economical implications for agriculture in the last third of the sixteenth century. While small farmers fell into poverty, proprietors of large estates profited from rising prices during the crisis. This episode of climatic shocks stimulated the emergence of agricultural literature in Germany. These texts reflect on the experiences of climatic crisis, set out strategies of risk minimization, and discuss ways to increase the harvest through more efficient forms of land utilization.

 

Tobias Huff: „The Year without Summer“. The Climate Crisis of 1816 and its Aftermath in the Province of Rheinhessen
The Tambora eruption on the Indonesian island Sumbawa in 1815 was the strongest volcanic event during the last 10,000 years. Due to the reactions of dust and sulphur in the atmosphere, the summer of 1816 in central Europe was extremely cold and rainy causing severe effects on the agrarian societies. The article exposes the aftermath of the “year without summer” in the province of Rheinhessen in the Grand duchy of Hesse-Darmstadt according to the model of interaction of climate and society by Robert W. Kates. It scrutinizes the impact of this climatic extreme on regionally differing harvests, and the reactions of agricultural producers, rural and urban consumers, authorities, and the general public. The article demonstrates that a region like Rheinhessen which was normally characterized by relatively dry and warm climate could even benefit from crop failure elsewhere. Due to its adaptive agricultural structure which had been modernized during the era of French occupation the province of  Rheinhessen was able to support both, local population and consumers abroad. Even though craftsmen, day labourers, traders, and paupers were heavily  burdend with high food prices, the year without summer regionally caused no detectable demographic effects.

 

Frank Uekötter: Climate as Will and Imagination. Perspectives of a History of Climate with Regard to Agriculture in the Nineteenth and Twentieth Centuries
The article argues that an agrarian climate history needs to pursue a different approach when it comes to the modern era. During the nineteenth and twentieth centuries, farmers gained a growing array of cognitive and technological tools to react to shifting weather conditions, making them actors of climate history, rather than the helpless victims of the premodern era. The article discusses weather prognosis, irrigation, frost protection, hedgerows, phenology, the control of plant diseases, fertilizer use, seed selection, and animal production, describing in each case how and when tools and methods evolved, and at what cost. In conclusion, the article asserts that in spite of these growing abilities, farmers stuck to a notion of weather dependency, thus explicitly denying their growing role as managers of climate and weather.

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